Von Daniela Hierl
Im nordrhein-westfälischen Wülfrath krönte am vergangenen Sonntag der Fahrer des MSC Röthenbach seine überragende Saison mit dem ersten Platz bei der Deutschen Kart-Slalom Meisterschaft 2017.
Nach beeindruckenden 6 Siegen von insgesamt 9 Rennen in seiner Altersklasse K4 (Jg. 2002/03) hatte sich Alexander Hierl als Mittelfränkischer Meister im Kart-Slalom für die Nordbayerische Meisterschaft (ADAC) und auch für die Bayerische Meisterschaft (BMV) qualifiziert. Beim ADAC-Endlauf Ende Juli in Bad Brückenau siegte er ebenfalls souverän mit den schnellsten zwei Zeiten in seiner Altersklasse (Gesamtzeit 64,81 sec) und wurde Nordbayerischer Meister. Zusammen mit Janin Götz (MSC Scheßlitz, Gesamtzeit 65,44 sec) und Günther Dittner (MSC Wiesau, Gesamtzeit 65,75 sec) löste er damit das Ticket für den ADAC Bundesendlauf in Kuppenheim bei Baden-Baden. Sein ein Jahr jüngerer Vereinskollege Simon Liedl vom MSC Röthenbach verpasste mit einer Zeit von 66,42 sec. und Platz 5 nur knapp die Qualifikation zum Endlauf.
Doch vorher stand die Bayerische Meisterschaft des BMV am 9. und 10. September in Ansbach auf dem Programm. Obwohl es sich für unsere Röthenbacher fast um ein Heimspiel handelte, fiel es allen Teilnehmern aufgrund des zum Teil strömenden Regens und überfluteten Parcours nicht leicht, fehlerfrei und schnell zu fahren. Mit viel Glück und eher mittelmäßigen Zeiten blieb Alexander in den beiden Wertungsläufen am Samstag fehlerfrei und konnte sich damit vorerst mit 0,62 Sekunden Rückstand auf den Führenden auf dem vierten Platz positionieren. Die Rennstrecke am Sonntag war deutlich kürzer, so dass keine signifikanten Veränderungen der Rangliste zu erwarten waren. Bei trockenem Untergrund lieferte Alex wieder gewohnt schnelle Zeiten ab und beendete die Meisterschaft als Bayerischer Vizemeister. Damit war auch die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft in Wülfrath gesichert. Leider hatten viele seiner Vereinskameraden weniger Glück beim „Regenlotto“ in Ansbach, so dass er die Reise nach Wülfrath alleine antreten musste.
Hoffnungsvoll reiste Alexander mit Eltern und Trainer Emil nach Kuppenheim zum Bundesendlauf des ADAC. Da er bereits im Vorjahr bei seinem Debut auf nationaler Ebene gezeigt hatte, dass er mit den Schnellsten seiner Altersklasse durchaus mithalten kann, wollte er diesmal beim Kampf um den Titel ein Wörtchen mitreden. Das gelang ihm sowohl im Trainingslauf als auch im ersten Wertungslauf mit hervorragenden Zeiten, und so ging er mit 39,15 sec und über zwei Zehnteln Vorsprung vor den anderen 50 Qualifizierten aus ganz Deutschland in Führung. Doch mit Startnummer 37 musste er im zweiten Wertungslauf vor der direkten Konkurrenz nochmal alles geben. Er lieferte eine weitere hervorragende Zeit ab, allerdings war bei der schnellen Fahrt die Pylone der Kreiselausfahrt mit dem Frontspoiler berührt worden. Diese verhängnisvolle Pylone wackelte erst noch etwas, bevor sie dann langsam und für die mitfiebernden Fans grausam anzusehen doch noch umkippte. Mit den daraus resultierenden 2 Strafsekunden blieb Alex in der Endabrechnung immerhin noch Platz 14, doch in Anbetracht des greifbaren und absolut souveränen Sieges (ohne Strafsekunden mit über 6 Zehnteln Vorsprung) eine bittere Niederlage. Doch auch seine schnellsten Konkurrenten Alexander Lazar und Jan Hädrich kamen nach ihm auf ihren Fahrten nicht fehlerfrei durch und landeten mit ebenfalls je 2 Strafsekunden auf Platz 19 und 20. Eine etwas traurige Bilanz für die schnellsten Fahrer der Klasse 4 in Kuppenheim.
Doch eine Woche später bot sich Alexander bei der Deutschen Kart Slalom Meisterschaft am 21. und 22. Oktober erneut die Chance auf einen Meistertitel. Diesmal ohne Trainer Emil, der gezwungenermaßen aus der Ferne mitfiebern musste, reiste Schützling Alexander nach Wülfrath (bei Wuppertal). Doch glücklicherweise stand ihm sein früherer Trainer Rolf zur Seite, der ihn einige Jahre lang begleitet und gefördert hatte.
Wie bereits bei den Bayerischen Meisterschaften in Ansbach begann der Renntag am Samstagmorgen mit Regen und ein ungutes Gefühl stellte sich bei vielen Teilnehmern ein. Doch nach der Klasse 1 hörte es auf zu regnen und der Asphalt trocknete im Laufe des Tages sehr langsam ab. Die Wetterbedingungen waren somit fair und Alexander startete wieder hoffnungsvoll mit einer beeindruckenden Trainingszeit. Doch im anschließenden Wertungslauf fuhr er eine gebogene Kurve zu mittig an und verschob die innere Pylone – aus der Traum vom Podestplatz! Mit wieder mal der schnellsten Zeit (32,36 sec) aber 2 Strafsekunden lag Alex nach dem ersten Wertungslauf abgeschlagen auf Platz 17. Doch kampflos wollte er sich nicht geschlagen geben. Er hatte nichts mehr zu verlieren und so fuhr er im zweiten Wertungslauf (mit dem zweiten Kart) mutig und fehlerfrei eine sensationelle Zeit von 31,44 sec. Damit hatte er sich am Ende des ersten Renntages wieder auf Platz 3 vorgekämpft, mit nur 22 Hundertstel Rückstand auf den führenden Alexander Lazar.
Doch abgerechnet wird zum Schluss und zwei weitere Wertungsläufe standen noch aus. Bei noch kühlerem Wetter und nasser Rennstrecke startete die K4 am Sonntag zum entscheidenden Rennen. Erwartungsgemäß war die Strecke deutlich kürzer als am Vortag. Die Startreihenfolge entsprach den Platzierungen des ersten Renntages, und so war Alexander Hierl als Drittletzter vor Philipp Maximilian Schenk und Alexander Lazar an der Reihe. Bei einsetzendem, kurzem Nieselregen, der die drei Führenden gleichermaßen traf, schraubten die beiden Alexander ihr Tempo doch deutlich zurück, um ja keine Pylone zu verschieben. Nur Philipp Maximilian Schenk gab Gas und schob sich mit einer der schnellsten Streckenzeiten (26,78 sec) und einer halben Sekunde Vorsprung auf Platz 1, gefolgt von Lazar (Gesamtzeit 1:32,91), Anders (1:32,95) und den zeitgleichen Hierl und Kita (1:32,96). Doch wer gedacht hatte, der Titelkampf sei damit entschieden, wurde eines Besseren belehrt: Im alles entscheidenden letzten Wertungslauf schmiss Anders frühzeitig eine Pylone und Kita fuhr „nur“ eine 27,97.
Alexander Hierl wollte unbedingt den Titel und riskierte noch einmal alles. Er fuhr rasant und fehlerfrei die bisher schnellste Zeit (26,46 sec) und setzte damit die nachfolgenden letzten Fahrer Schenk und Lazar unter Druck. Schenk fuhr auf Sicherheit und nur eine 27,44, doch Lazar gab Gas und riskierte ebenfalls alles für den Titel: Mit der zweitschnellsten Zeit von 26,53 sec hielten alle den Atem an, bis der Sprecher endlich den Gesamtsieger verkündete: Alexander Hierl aus Bayern ist Deutscher Meister 2017 der Klasse 4 mit nur zwei Hundertstel Vorsprung vor Platz 2.
Ein überglücklicher Alexander hatte es endlich – trotz Pylonenfehler – ganz nach oben geschafft und wurde von allen gebührend gefeiert!